Freitag, 13. Dezember 2013

Faust, Der Tragödie erster Teil- Theater Peine

Johann Wolfgang von Goethe – Faust, Der Tragödie erster Teil

Eine Inszenierung von Wolfgang Hofmann

Groß war die Euphorie, eine der letzten Karten von Goethes Faust, Der Tragödie erster Teil, für den 10.12.2013 in Peine angeboten bekommen zu haben. Bis zu den ersten Eindrücken der Aufführung hielt diese auch an. Jedoch verflog sie schnell und zum Schluss war die Enttäuschung darüber umso größer. Ich spreche nicht von der schauspielerischen Leistung der Darsteller, welche wirklich sehr gut war. Was Wolfgang Hofmann bei seiner Inszenierung inspirierte, lässt in mir dir Frage aufkommen, wie weit die Modernisierung eines historischen Theaterstückes gehen darf?
Ist es legitim, Szenen beinahe unzensiert wieder zu geben, wo Goethe in seiner Veröffentlichung darauf bedacht war, Anstand und Sitten zu bewahren?
Ist es notwendig, den Pudels Kern nicht nur böse, sondern in eindeutig sexistischen Gesten darzustellen? Szenen, die den Eindruck vermitteln, dass alles, was mit Mephistopheles zu tun habe, mit Sexismus, Homosexualität und pädophilien Anwandlungen in Verbindung zu bringen sei.
Faust, der heruntergekommen in seinem Zimmer wahrhaftig herumlungert oder sich erst einmal an mehrere Mädchen versucht, bis er Gretchen gefunden hat.
Übergewichtige Meerkatzen, welche als homosexuelle Sklaven mit entblößtem Hinterteil, der Hexe in jeglicher Position dienen.
Mephistopheles, der sich am besten Stück des Schülers vergreift und keine Gelegenheit auslässt, sexuelle Andeutungen zu machen.
Ist das notwendig?
In Anbetracht des Durchschnittalters vom Publikum an diesem Abend (vor allem des geistigen Alters), glich der Abend eher dem Anspruch des Theaterdirektors für seinen Profit à Das Ziel sei Unterhaltung – um jeden Preis.
Was wirklich erreicht wurde, war eine Polarisierung der Meinungen über die Inszenierung. Wenn das jedoch das Ziel von Wolfgang Hofmann gewesen sein sollte, frage ich mich, warum dafür ein Meisterstück wie Goethes Faust herhalten musste.
Denn ich bezweifle, dass die Aussage des Dramas durch diese Neuinszenierung beim jungen Publikum dieselbe geblieben ist, wie sie einst im 18. Jahrhundert den Zweck hatte.
Zu berücksichtigen ist, dass im Begleitheft zur Aufführung darauf hingewiesen wird, dass bei der Inszenierung die unveröffentlichten Schriften Goethes aus seinem Paralipomenon zu Rate gezogen wurden. Diese geben Hinweise auf vertiefte Szenen zur Walpurgisnacht und der Hexenküche. Ich habe mich in einer wissenschaftlichen Arbeit über diese Schriften und Inhalte informiert und stimme damit überein, dass Goethe aufgrund von damaligen Normen sein Drama „harmloser“ gestaltet habe. Dass diese Details in die Neuinszenierung mit einfliesen, sei grundsätzlich in Ordnung. Jedoch bleibe ich bei meiner Ansicht der übertriebenen Darstellungen, welche der Inszenierung einen negativen Beigeschmack gaben.

By Ellen Bergfeld

Sonntag, 1. Dezember 2013

Da vorne wartet die Zeit!

Lilly Lindner kommt ans Kolleg- na toll. 
Ich denke, das war die Reaktion der meisten Schüler  vor der Lesung. Man sah das Plakat, auf dem sie und ihre Werke abgebildet waren und dachte sich: Was will sie uns denn erzählen? Passt so ein Thema denn wirklich ins Kolleg? Und vor allem, warum ist es eine verdammte Pflichtveranstaltung?!

Aber Lilly Lindners Lesung war anders. Sie ist niemand, der einfach auf der Bühne sitzt und siebzig Minuten über Sex und Prostitution erzählt.

Sie führt uns in eine Welt- in ihre Welt. Nicht nur die freie Vortragsart der Werke ist „anders“. Gerade durch die dargestellten Szenen zwischen den Texten mit der Musik, die schon als Gefühl für sich steht, wird der Zuschauer immer ein Stück mehr abgeholt. Es ist Lillys Welt. Wir sind Teil der Angst, der Verzweiflung und der Hoffnung. Auch wenn sie sehr zerbrechlich wirkt, wie sie da auf der Bühne steht mit der zarten Stimme, gibt es da auch eine starke Seite, eine herzenswarme Person.

Ich denke, es ist sehr schwer, das, was sie vielen von uns gegeben hat, in Worte zu fassen. Ich habe noch nie so viele Emotionen nach einer Lesung gesehen.

Also bitte ich Euch hier aufzuschreiben, was diese Lesung für jeden von Euch bedeutet hat. Es geht bestimmt auch anderen sowie Euch. Ich hoffe, ihr traut euch- keiner muss hier seinen Namen nennen….












Montag, 18. November 2013

Vorlesetag am Kolleg

Auch wir haben ein Zeichen für mehr Lesen gesetzt!
Im gemütlichen Kaminzimmer, versorgt mit Waffeln und Punsch durch das Café-Team, konnte man den Geschichten von einigen Kollegiaten lauschen. Von Gedichten über Alltagsromane bis hin zum Selbstverfassten war für jeden etwas dabei.
Eine der Leserinnen, Ellen Bergfeld, war so nett mir zu verraten, warum sie sich für das Buch „Happy Family“ von David Safier zum Vorlesen entschieden hat.
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Ellen: Ich mag Bücher, in die man sich hineinversetzen kann.  
Die Thematik dieses Buches, indem es schon anfängt von einer genervten Mutter in einer gestressten Familie, finde ich doch sehr analog zum realen Leben.
Juliane: Ok, also kannst du dich selbst in dem Buch wiederfinden?
Ellen: zumindest in den Anfängen. Ich habe noch keine Hexe gefunden, die mich in einen Vampir verwandelt hat. Von daher…
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Alltagsprobleme einer Kleinfamilie, vermischt mit den ganz normalen Begleitern unserer Zeit- Hexen, Vampire und Werwölfe.
Alles in allem ein sehr gelungener Tag. Die Leser wurden mit einem Graff-Gutschein belohnt.
Wie man heraushörte, wäre das ein Ansporn gewesen für andere selbst zu lesen.

Also ihr Lieben, im nächstes Jahr mehr Freiwillige- es lohnt sich!



Sonntag, 10. November 2013

Halloween am Kolleg- schaurig- gut!!

In diesem Jahr gab es den Räumen des Kollegs wieder genug Stoff für den  Horrorstreifen-
es ist HALLOWEEN!!!

Der 72. Jahrgang hatte alles perfekt organisiert. Die Gäste waren dem Anlass entsprechend gekleidet und die Stimmung war schaurig-gut. Auch unsere Schulband hat auf der Party ihr durchaus gelungenes Debüt gegeben.

Wie kam die Halloween-Party bei euch an?
DIE Kolleg-Party des Jahres
oder an einigen Stellen noch verbesserungswürdig?




Donnerstag, 31. Oktober 2013

Projektwochenthema DROGEN?

Missbrauch von Drogen ist heutzutage nicht mehr wegzudenken. Darum sollte an einer Institution wie dem Braunschweig-Kolleg auch dieses Thema angegangen werden.
Ein sinnvoller Umgang wäre z.B. eine Projektwoche demnächst unter dieses Hauptthema zu stellen.


Wie ist Ihre Meinung dazu?



By Ulli Lehne

ANDERS ALS DU GLAUBST

Ein Theaterstück der Berliner Compagnie über Religionen und zwischenmenschlichen Beziehungen


30. September 2013
Welche Religion ist die Richtige? Wie weit beeinflusst uns unser Glaube? Wie stehen wir zu unseren Mitmenschen, die eine andere Religion teilen als wir selbst?
Diese und weitere Fragen wurden in dem Theaterstück der Berliner Compagnie „Anders als Du glaubst“ nicht beantwortet, jedoch regten sie uns an, selbst darüber nachzudenken.
Mit einem Bühnenbild von nur 5 Höckern und  5 Akteuren schafften sie es, uns einzufangen und mit in die Welt der Juden, Christen, Muslimen, Heiden und politisch Unentschlossenen zu nehmen.
Der Inhalt ist schnell erklärt: Fünf Menschen mit unterschiedlichen Religionen und Weltansichten sterben gemeinsam bei einem Attentat. Doch bevor sie den Weg in den Himmel nehmen können, schickt der Erzengel Gabriel sie als Ahnen zurück zur Erde auf den Afrikanischen Kontinent. Dort müssen sie versuchen, Menschen in ihren Entscheidungen zu steuern, die nicht immer religiöse Hintergründe haben. Vor allem werden Weltansichten erkennbar, mit denen wir uns in unserem täglichen Leben nicht so konkret auseinander setzen.
Ob die Fünf es schaffen, lohnt sich selbst heraus zu finden.

Viele Fragen über das Theaterstück, die Schauspielerei und diversen Ansichten über die Deutung von so mancher Szene gab es in der anschließenden Diskussionsrunde zu klären, was allen Teilnehmer ersichtlich Freude bereitete.



Großer Dank gilt Ulli Lehne, der uns dieses beeindruckende Theaterstück nicht vorenthalten hat.










By Ellen Bergfeld

Donnerstag, 26. September 2013

Vogelweide- der neue Roman von Uwe Timm

Der erfolgreiche Schriftsteller und Ex- Kollegiat in der Kolleg- Aula

Auch diesmal hat es sich Uwe Timm nicht nehmen lassen, in Braunschweig in der Aula des Kolleg zu lesen. Die in Kooperation mit der Buchhandlung Graff am 4. September veranstaltete  Lesung war ausverkauft, die Aula war mehr als voll und die Gäste (ca. 195) waren alle höchst gespannt auf den Inhalt des neuen Buches. 
Nach einer freundlichen Begrüßung sowohl des Geschäftsführers von Graff, Thomas Wrensch, als auch unseres Schuldirektors Ralf Hausmann sowie ein paar einleitenden Worten des Deutschlehrers Ulli Lehne zum Echo von VOGELWEIDE in den Medien begann auch schon die Lesung. Wir erfuhren etwas über den Anfang der Geschichte sowie über ein Stück des Hauptteils. Schnell wurde klar, dass es sich um einen Liebesroman handelt. Gibt es bei einer solchen Konstellation ein Happy-End? Das Ende bleibt natürlich geheim! Im Anschluss an die Lesung gab es eine kleine Fragerunde zum neuen Roman und zum Autor selbst. Am Ende signierte Uwe Timm Bücher und gab Autogramme, bis jeder einzelne Gast zufrieden war.













Nachdem alle Häppchen verspeist - das Café- Team des Kollegs hatte kleine Snacks und Getränke im Angebot - und alle Gäste gegangen waren, blieb noch Zeit für ein Interview mit Uwe Timm:

Juliane H.:      Hallo, Herr Timm. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein kurzes                                           Interview nehmen. Ihre Lesung war äußert interessant.

Empfanden Sie die Zeit am Kolleg als sehr prägend für sich und den Verlauf Ihres weiteren Lebens?
                        
Uwe Timm:     Ja, absolut. Ich kam aus einer Situation, da hatte ich das Geschäft meines Vaters übernommen. Ich war 18 Jahre alt. Das Geschäft war damals hoch verschuldet und ich habe es entschuldet, es war ein Pelzgeschäft. Mit 21 Jahren kam ich dann hierher, das war ein unglaublicher Vorgang, plötzlich das machen zu können, wozu man Lust hatte. Was zu lernen, in Bereiche vorzustoßen, die ich damals nicht kannte. Biologie, Chemie, Mathematik, Deutsch. Es war eine wunderbare Zeit, ja .Ich hatte das Gefühl, das Reich der Freiheit sei ausgebrochen.

Juliane H.:      Damals war Ihr guter Freund Benno Ohnesorg. Hat Sie diese Freundschaft dazu gebracht, mit dem Schreiben zu beginnen? Dadurch, dass Sie sich nun so viel mit der Literatur auseinander gesetzt haben?

Uwe Timm:     Ich habe schon vorher geschrieben. Mit 12 Jahren fing das an, also sehr hilflos, aber ich habe geschrieben. Aber der Benno Ohnesorg war insofern ganz wichtig für mich, weil ich mit Ihm zum ersten Mal jemanden hatte, dem ich Texte zeigen konnte und mit dem ich darüber reden konnte. Das ist ganz wichtig, dass man von außen ein Blick auf sein Schreiben bekommt. Und insofern war das extrem wichtig diesen Jungen damals, der sehr begabt und ein guter Lyriker war, kennenzulernen.

Juliane H.:      In Ihrem Buch Vogelweide geht es um einen Kreuzehebruch. Wie sind Sie auf die Idee gekommen dieses Buch zu schreiben? Für mich klingt es sehr gesellschaftskritisch. Glauben Sie denn, dass die lebenslange Treue nur noch ein Wunschgedanke unserer Gesellschaft ist und wir uns immer mehr verlieren als egoistische Individuen?

Uwe Timm:     Das ist eine gute Frage. Ich denke wirklich, dass das ein Problem ist. Ich meine, den Ehebruch oder dass Ehen auseinander gehen, hat es immer gegeben. Jedoch ist es heute viel häufiger und viel beliebiger, auch die Beziehungen, die eingegangen werden. Ich denke aber, Ehe ist schon auch etwas, das angelegt ist auf Dauer. Gerade wenn man Kinder hat. Und es ist auch das Schöne daran, das auch das Glück des Gelingens dahinter steckt, dass man das vielleicht schafft. Das man auch grade kritische Momente gemeinsam durchsteht und das gemeinsam auch als Erfahrung mit sich trägt.

Juliane H.:      Also ist das auch etwas, dass Sie über Ihr Buch transportieren möchten? Ihre eigene Bewertung haben Sie in dem Buch nicht eingebracht…

Uwe Timm:     Ja, sie haben Recht. Ich habe nicht irgendwie eine Meinung, die man richtig aussprechen kann, sondern ich stelle das einfach dar und zeige, wie das ist. Und jeder einzelne muss sich selbst damit beschäftigen. Das Thema ist sehr widersprüchlich und es nicht einfach. Es gibt kein Schnittmuster dafür, was man auflegen könnte. Sondern jeder selbst steht immer wieder vor dieser Frage und muss das entscheiden. Das ist eine tolle, existenziale Frage, wie man damit umgeht, jeder für sich selbst.

Juliane H.:      Ich habe im Vorfeld ein paar Kritiken gelesen, in denen Ihnen vorgeworfen wird, Teile aus alten literarischen Büchern wie von Tolstoi oder Goethe übernommen zu haben. Wie stehen Sie zu dieser Kritik? Kann man sagen, als Künstler bekommt man Einflüsse oder sagen Sie, Sie schreiben grundsätzlich ohne sich von außen beeinflussen zu lassen? Kann man das Ihrer Ansicht nach trennen?

Uwe Timm:     Nein, man muss sagen, es ist ja ein bewusstes Schreiben, natürlich habe ich Tolstois Anna Karenina gelesen. Das ist ein toller Roman. Auch speziell für Vogelweide habe ich ihn wieder gelesen. Ich habe natürlich die Madame  Bovary wieder gelesen und ich habe natürlich auch die Wahlverwandtschaften wieder gelesen. Das ist natürlich ein Teil, das man sich selbst, ich jedenfalls, damit auseinandersetzt. Aber übernommen habe ich nichts.

Juliane H.:      Sie selbst sind schon lange verheiratet. Was ist Ihre persönliche Formel für eine lang anhaltende Ehe?

Uwe Timm:     Am Anfang muss so etwas wie das Begehren da sein, das muss etwas Plötzliches, Überraschendes sein. Ich denke, das trägt dann auch sehr lange, dass man sozusagen seinen Anfang als Geschichte hat, und nicht, dass sich ein Mann so langsam an eine Frau `rangräbt und gräbt. Ich glaube, dass das nicht so gut ist. Es muss diese Epiphanie am Anfang sein. Aber wer weiß, vielleicht gibt es auch glückliche Beziehungen, in denen ein Partner lange um die Liebe gekämpft hat.

Juliane H.:      Vielen Dank , dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben.                               

Uwe Timm:     Sehr gern!

Mittwoch, 25. September 2013

Einmal und nie wieder...

Wir haben uns getraut! Die Motivation hielt sich in Grenzen, jedoch muss man wohl als Wahl-Braunschweiger es mindestens einmal wagen. Es handelt sich nicht um ein Eintrachtspiel oder den Verkaufsoffenen Sonntag. Nein. Wir waren auf dem Magnifest!

Mit „Wir“ meine ich meinen Freund Mayk und mich. Alleine würde ich dort wahrscheinlich untergehen. Oh, ich korrigiere mich – selbstverständlich wäre ich dort untergegangen.
Aber fangen wir von vorne an.

19.00 Uhr: Wir begeben uns auf den Weg zur Straßenbahnhaltestelle und warten. Nichts aufregendes also. Nur die erheblich größeren Berge von Zigarettenresten lassen darauf schließen, dass die Stadt heute etwas zu bieten hat.

19.15 Uhr: Ankunft nach einem zehnminütigem Spaziergang von der Haltestelle zum Magniviertel. Dieses Wetter mussten wir einfach zum Spazierengehen ausnutzen.
Ich ahnte schon, dass es gut sein könnte, vorher genug Sauerstoff einzuatmen. Die lauten Geräusche aus den Gassen hatten nicht den Anschein, als würde es sich um eine kleine Straßenparty handeln. An der ersten Bühne dröhnte uns etwas entgegen, das anscheinend von vielen jubelnden Menschen (meistens mittleren Alters und nicht mehr ganz bei 0 Promille) als tolle Musik zu verstehen gewesen wäre. Uns fehlte da wohl noch die nötige Menge an Alkohol.
Dort erwies es sich schon für schwierig, von einem Stand zum nächsten zu gelangen. Doch die abschreckenden, lauten, Musik ähnlichen Klänge hielten uns nicht dort. Also gingen wir. Circa zwei Minuten. Dann wurde aus „gehen“ nur noch „geschoben werden“. Ich spürte die Handtaschen und Arme anderer Menschen vor, neben und hinter mir. Es erinnerte mich an Weihnachtsmärkte. Ich bin echt nicht Menschenscheu, aber genau dieses Weihnachtsmarktflair war auch hier zu finden. Und ich hasse es. Ja, ich weiß. Sie denken jetzt vielleicht: „Warum? Weihnachtsmärkte sind doch schön. Mit Buden und Glühwein und und und...“ NEIN!!! Sie sind nicht schön! (Vielleicht, wenn max. eine Handvoll Menschen da sind, dann sind sie schön.) Da mein Kopf das einzige war, was ich bewegen konnte, schaute ich mir also die Buden aus der Ferne an.
Selbst wenn man dran gekommen wäre, bin ich nicht scharf darauf gleich in ein Verkaufsgespräch verwickelt zu werden. Was war also zu sehen? Bratwurstbuden, Poffertjesbuden, Süßigkeiten (hm, woran erinnert mich das nochmal?) und ein Stand, an dem man sich sein Horoskop anhand seiner Lebenslinie erzählen lassen konnte. Toll. Würde ich eine Interpretation meiner Gliedmaßen haben wollen, ginge ich zum Arzt. Na zum Glück wurden wir ja eh weiter geschoben. Bis es nicht mehr ging. Und das meine ich so, wie ich es gerade geschrieben habe. Es ging nichts mehr! Wir standen. Und standen. Und standen. Als ich mir gerade diverse Möglichkeiten der Selbsttherapie zum Überleben der Weihnachtsmarktzeit überlegte, beobachtete ich die Menschenmasse um mich herum – was anderes sah ich ja eh nicht. Wie wohl der schrankgroße Typ schräg vor uns reagiere, wenn hinter uns eine „Schubswelle“ los ginge und dir Frau hinter ihm ihr zehn mal zehn Zentimeter großes Stück Pizza auf seinem Rücken ablegen würde? Wie hoch wäre jetzt die Wahrscheinlichkeit, dass es passierte? Hm, Herr Westphal wüsste das bestimmt auf Anhieb. Und mit einem Ruck der Bewegung ging es nach gefühlten zehn Minuten endlich im Schneckentempo weiter. Immerhin. Jetzt waren wir wenigstens am anderen Ende des Festes angekommen. Zurück wollten wir auf diesem Weg zumindest nicht mehr. Da Mayk die Ruhe in Person ist (im Gegensatz zu mir), ließ er geduldig alles über sich ergehen. Manchmal beneide ich ihn darum.
Wir suchten uns also einen ruhigen Platz an einem der Getränkepavillons und hörten der angenehmeren Musik zu.

21.30 Uhr: Ab nach Hause. Uns genügten die aufgenommenen Impressionen für diesen Abend. Abseits der Menge richteten wir unseren Weg also ´gen Heimat. Das Gute daran war, Mayks Arm war der Einzige, den ich an meiner Seite spürte. Das Schlechte, scheinbar minderjährige Jugendliche ließen den Auswirkungen ihres hoffentlich „nur“ Alkoholrausches freien Lauf. Grölend und kreischend kamen sie aus sämtlichen Seitenstraßen. Innerlich hoffte ich, dass mein eigener Spross einen besseren Weg einkehren wird.
Wir erreichten die erste Haltestelle und blickten auf die Anzeigetafel. Noch 20 Minuten bis unsere Bahn fährt. Im Augenwinkel entdeckten wir eine Gruppe Jugendlicher von denen Einer (Astrid – so schrie jedenfalls sein Gefährte ihn an)  auf der Bank sich krümmte und motiviert wurde weiter zu gehen. Zitat: „ Ey Astrid, Alter, kannste noch? Kannste noch, Alter? Kannst noch, ne? Mach keinen Scheiß, Mann. Musst ehrlich sein ne? Kannst doch noch, oder? Jaaaaaa Mann, du kannst noch...“.
Mayk und ich blickten uns an und waren uns ohne viel zu sagen einig. Wir laufen bis zur nächsten Haltestelle! Wir kamen bis zum Europaplatz und stiegen dort ein. Und sie werden nicht erraten, wer drin saß. ASTRID!!! Inklusive seiner stark alkoholisierten Clique.
Toll dachte ich, aber gut. Es sind ja nur noch 4 Haltestellen oder so, das schaffst du. Nun, ich habe es geschafft. Mayk auch. Aber Astrid nicht. Nach zwei Haltestellen ließ er sich alles nochmal durch den Kopf gehen. Und das unmittelbar neben uns. In solchen Augenblicken wünscht man sich wohl den Verlust des Geruchssinns.

Circa 22.10 Uhr: Wir sind zu Hause! Endlich! Ab auf die Couch und die Ruhe genießen. Ohne Menschenmassen, ohne alkoholisierten Jugendlichen und vor allem ohne ASTRID!!!


Text by Ellen Bergfeld

Dienstag, 24. September 2013

Herzlich willkommen!


Dies ist der erste Artikel im neuen Blog des Braunschweig Kollegs. Weitere werden folgen.