Wir
haben uns getraut! Die Motivation hielt sich in Grenzen, jedoch muss man wohl
als Wahl-Braunschweiger es mindestens einmal wagen. Es handelt sich nicht um ein
Eintrachtspiel oder den Verkaufsoffenen Sonntag. Nein. Wir waren auf dem
Magnifest!
Mit
„Wir“ meine ich meinen Freund Mayk und mich. Alleine würde ich dort
wahrscheinlich untergehen. Oh, ich korrigiere mich – selbstverständlich wäre
ich dort untergegangen.
Aber fangen wir von vorne an.
Aber fangen wir von vorne an.
19.00 Uhr: Wir begeben uns auf den Weg zur Straßenbahnhaltestelle und warten. Nichts aufregendes also. Nur die erheblich größeren Berge von Zigarettenresten lassen darauf schließen, dass die Stadt heute etwas zu bieten hat.
19.15 Uhr: Ankunft nach einem zehnminütigem Spaziergang von der Haltestelle zum Magniviertel. Dieses Wetter mussten wir einfach zum Spazierengehen ausnutzen.
Ich ahnte schon, dass es gut sein könnte, vorher genug Sauerstoff einzuatmen. Die lauten Geräusche aus den Gassen hatten nicht den Anschein, als würde es sich um eine kleine Straßenparty handeln. An der ersten Bühne dröhnte uns etwas entgegen, das anscheinend von vielen jubelnden Menschen (meistens mittleren Alters und nicht mehr ganz bei 0 Promille) als tolle Musik zu verstehen gewesen wäre. Uns fehlte da wohl noch die nötige Menge an Alkohol.
Dort erwies es sich schon für schwierig, von einem Stand zum nächsten zu gelangen. Doch die abschreckenden, lauten, Musik ähnlichen Klänge hielten uns nicht dort. Also gingen wir. Circa zwei Minuten. Dann wurde aus „gehen“ nur noch „geschoben werden“. Ich spürte die Handtaschen und Arme anderer Menschen vor, neben und hinter mir. Es erinnerte mich an Weihnachtsmärkte. Ich bin echt nicht Menschenscheu, aber genau dieses Weihnachtsmarktflair war auch hier zu finden. Und ich hasse es. Ja, ich weiß. Sie denken jetzt vielleicht: „Warum? Weihnachtsmärkte sind doch schön. Mit Buden und Glühwein und und und...“ NEIN!!! Sie sind nicht schön! (Vielleicht, wenn max. eine Handvoll Menschen da sind, dann sind sie schön.) Da mein Kopf das einzige war, was ich bewegen konnte, schaute ich mir also die Buden aus der Ferne an.
Selbst wenn man dran gekommen wäre, bin ich nicht scharf darauf gleich in ein Verkaufsgespräch verwickelt zu werden. Was war also zu sehen? Bratwurstbuden, Poffertjesbuden, Süßigkeiten (hm, woran erinnert mich das nochmal?) und ein Stand, an dem man sich sein Horoskop anhand seiner Lebenslinie erzählen lassen konnte. Toll. Würde ich eine Interpretation meiner Gliedmaßen haben wollen, ginge ich zum Arzt. Na zum Glück wurden wir ja eh weiter geschoben. Bis es nicht mehr ging. Und das meine ich so, wie ich es gerade geschrieben habe. Es ging nichts mehr! Wir standen. Und standen. Und standen. Als ich mir gerade diverse Möglichkeiten der Selbsttherapie zum Überleben der Weihnachtsmarktzeit überlegte, beobachtete ich die Menschenmasse um mich herum – was anderes sah ich ja eh nicht. Wie wohl der schrankgroße Typ schräg vor uns reagiere, wenn hinter uns eine „Schubswelle“ los ginge und dir Frau hinter ihm ihr zehn mal zehn Zentimeter großes Stück Pizza auf seinem Rücken ablegen würde? Wie hoch wäre jetzt die Wahrscheinlichkeit, dass es passierte? Hm, Herr Westphal wüsste das bestimmt auf Anhieb. Und mit einem Ruck der Bewegung ging es nach gefühlten zehn Minuten endlich im Schneckentempo weiter. Immerhin. Jetzt waren wir wenigstens am anderen Ende des Festes angekommen. Zurück wollten wir auf diesem Weg zumindest nicht mehr. Da Mayk die Ruhe in Person ist (im Gegensatz zu mir), ließ er geduldig alles über sich ergehen. Manchmal beneide ich ihn darum.
Wir suchten uns also einen ruhigen Platz an einem der Getränkepavillons und hörten der angenehmeren Musik zu.
21.30 Uhr: Ab nach Hause. Uns genügten die aufgenommenen Impressionen für diesen Abend. Abseits der Menge richteten wir unseren Weg also ´gen Heimat. Das Gute daran war, Mayks Arm war der Einzige, den ich an meiner Seite spürte. Das Schlechte, scheinbar minderjährige Jugendliche ließen den Auswirkungen ihres hoffentlich „nur“ Alkoholrausches freien Lauf. Grölend und kreischend kamen sie aus sämtlichen Seitenstraßen. Innerlich hoffte ich, dass mein eigener Spross einen besseren Weg einkehren wird.
Wir erreichten die erste Haltestelle und blickten auf die Anzeigetafel. Noch 20 Minuten bis unsere Bahn fährt. Im Augenwinkel entdeckten wir eine Gruppe Jugendlicher von denen Einer (Astrid – so schrie jedenfalls sein Gefährte ihn an) auf der Bank sich krümmte und motiviert wurde weiter zu gehen. Zitat: „ Ey Astrid, Alter, kannste noch? Kannste noch, Alter? Kannst noch, ne? Mach keinen Scheiß, Mann. Musst ehrlich sein ne? Kannst doch noch, oder? Jaaaaaa Mann, du kannst noch...“.
Mayk
und ich blickten uns an und waren uns ohne viel zu sagen einig. Wir laufen bis
zur nächsten Haltestelle! Wir kamen bis zum Europaplatz und stiegen dort ein.
Und sie werden nicht erraten, wer drin saß. ASTRID!!! Inklusive seiner stark
alkoholisierten Clique.
Toll
dachte ich, aber gut. Es sind ja nur noch 4 Haltestellen oder so, das schaffst
du. Nun, ich habe es geschafft. Mayk auch. Aber Astrid nicht. Nach zwei
Haltestellen ließ er sich alles nochmal durch den Kopf gehen. Und das
unmittelbar neben uns. In solchen Augenblicken wünscht man sich wohl den
Verlust des Geruchssinns.
Circa
22.10 Uhr: Wir sind zu Hause! Endlich! Ab auf die Couch und die Ruhe genießen.
Ohne Menschenmassen, ohne alkoholisierten Jugendlichen und vor allem ohne
ASTRID!!!
Text by Ellen Bergfeld
Unsere Deutschlehrer tun mir Leid wenn sie diesen Text lesen müssen...wurde der Text nochmal gegengelesen oder einfach so reingestellt. Ich hoffe letzteres!!!!
AntwortenLöschenTrotzdem gebe ich dir Recht, dass das Magnifest (genauso wie der Weihnachtsmarkt) eine Zumutung ist!!!!
Einfach nicht mehr hingehen ;)