Donnerstag, 26. September 2013

Vogelweide- der neue Roman von Uwe Timm

Der erfolgreiche Schriftsteller und Ex- Kollegiat in der Kolleg- Aula

Auch diesmal hat es sich Uwe Timm nicht nehmen lassen, in Braunschweig in der Aula des Kolleg zu lesen. Die in Kooperation mit der Buchhandlung Graff am 4. September veranstaltete  Lesung war ausverkauft, die Aula war mehr als voll und die Gäste (ca. 195) waren alle höchst gespannt auf den Inhalt des neuen Buches. 
Nach einer freundlichen Begrüßung sowohl des Geschäftsführers von Graff, Thomas Wrensch, als auch unseres Schuldirektors Ralf Hausmann sowie ein paar einleitenden Worten des Deutschlehrers Ulli Lehne zum Echo von VOGELWEIDE in den Medien begann auch schon die Lesung. Wir erfuhren etwas über den Anfang der Geschichte sowie über ein Stück des Hauptteils. Schnell wurde klar, dass es sich um einen Liebesroman handelt. Gibt es bei einer solchen Konstellation ein Happy-End? Das Ende bleibt natürlich geheim! Im Anschluss an die Lesung gab es eine kleine Fragerunde zum neuen Roman und zum Autor selbst. Am Ende signierte Uwe Timm Bücher und gab Autogramme, bis jeder einzelne Gast zufrieden war.













Nachdem alle Häppchen verspeist - das Café- Team des Kollegs hatte kleine Snacks und Getränke im Angebot - und alle Gäste gegangen waren, blieb noch Zeit für ein Interview mit Uwe Timm:

Juliane H.:      Hallo, Herr Timm. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein kurzes                                           Interview nehmen. Ihre Lesung war äußert interessant.

Empfanden Sie die Zeit am Kolleg als sehr prägend für sich und den Verlauf Ihres weiteren Lebens?
                        
Uwe Timm:     Ja, absolut. Ich kam aus einer Situation, da hatte ich das Geschäft meines Vaters übernommen. Ich war 18 Jahre alt. Das Geschäft war damals hoch verschuldet und ich habe es entschuldet, es war ein Pelzgeschäft. Mit 21 Jahren kam ich dann hierher, das war ein unglaublicher Vorgang, plötzlich das machen zu können, wozu man Lust hatte. Was zu lernen, in Bereiche vorzustoßen, die ich damals nicht kannte. Biologie, Chemie, Mathematik, Deutsch. Es war eine wunderbare Zeit, ja .Ich hatte das Gefühl, das Reich der Freiheit sei ausgebrochen.

Juliane H.:      Damals war Ihr guter Freund Benno Ohnesorg. Hat Sie diese Freundschaft dazu gebracht, mit dem Schreiben zu beginnen? Dadurch, dass Sie sich nun so viel mit der Literatur auseinander gesetzt haben?

Uwe Timm:     Ich habe schon vorher geschrieben. Mit 12 Jahren fing das an, also sehr hilflos, aber ich habe geschrieben. Aber der Benno Ohnesorg war insofern ganz wichtig für mich, weil ich mit Ihm zum ersten Mal jemanden hatte, dem ich Texte zeigen konnte und mit dem ich darüber reden konnte. Das ist ganz wichtig, dass man von außen ein Blick auf sein Schreiben bekommt. Und insofern war das extrem wichtig diesen Jungen damals, der sehr begabt und ein guter Lyriker war, kennenzulernen.

Juliane H.:      In Ihrem Buch Vogelweide geht es um einen Kreuzehebruch. Wie sind Sie auf die Idee gekommen dieses Buch zu schreiben? Für mich klingt es sehr gesellschaftskritisch. Glauben Sie denn, dass die lebenslange Treue nur noch ein Wunschgedanke unserer Gesellschaft ist und wir uns immer mehr verlieren als egoistische Individuen?

Uwe Timm:     Das ist eine gute Frage. Ich denke wirklich, dass das ein Problem ist. Ich meine, den Ehebruch oder dass Ehen auseinander gehen, hat es immer gegeben. Jedoch ist es heute viel häufiger und viel beliebiger, auch die Beziehungen, die eingegangen werden. Ich denke aber, Ehe ist schon auch etwas, das angelegt ist auf Dauer. Gerade wenn man Kinder hat. Und es ist auch das Schöne daran, das auch das Glück des Gelingens dahinter steckt, dass man das vielleicht schafft. Das man auch grade kritische Momente gemeinsam durchsteht und das gemeinsam auch als Erfahrung mit sich trägt.

Juliane H.:      Also ist das auch etwas, dass Sie über Ihr Buch transportieren möchten? Ihre eigene Bewertung haben Sie in dem Buch nicht eingebracht…

Uwe Timm:     Ja, sie haben Recht. Ich habe nicht irgendwie eine Meinung, die man richtig aussprechen kann, sondern ich stelle das einfach dar und zeige, wie das ist. Und jeder einzelne muss sich selbst damit beschäftigen. Das Thema ist sehr widersprüchlich und es nicht einfach. Es gibt kein Schnittmuster dafür, was man auflegen könnte. Sondern jeder selbst steht immer wieder vor dieser Frage und muss das entscheiden. Das ist eine tolle, existenziale Frage, wie man damit umgeht, jeder für sich selbst.

Juliane H.:      Ich habe im Vorfeld ein paar Kritiken gelesen, in denen Ihnen vorgeworfen wird, Teile aus alten literarischen Büchern wie von Tolstoi oder Goethe übernommen zu haben. Wie stehen Sie zu dieser Kritik? Kann man sagen, als Künstler bekommt man Einflüsse oder sagen Sie, Sie schreiben grundsätzlich ohne sich von außen beeinflussen zu lassen? Kann man das Ihrer Ansicht nach trennen?

Uwe Timm:     Nein, man muss sagen, es ist ja ein bewusstes Schreiben, natürlich habe ich Tolstois Anna Karenina gelesen. Das ist ein toller Roman. Auch speziell für Vogelweide habe ich ihn wieder gelesen. Ich habe natürlich die Madame  Bovary wieder gelesen und ich habe natürlich auch die Wahlverwandtschaften wieder gelesen. Das ist natürlich ein Teil, das man sich selbst, ich jedenfalls, damit auseinandersetzt. Aber übernommen habe ich nichts.

Juliane H.:      Sie selbst sind schon lange verheiratet. Was ist Ihre persönliche Formel für eine lang anhaltende Ehe?

Uwe Timm:     Am Anfang muss so etwas wie das Begehren da sein, das muss etwas Plötzliches, Überraschendes sein. Ich denke, das trägt dann auch sehr lange, dass man sozusagen seinen Anfang als Geschichte hat, und nicht, dass sich ein Mann so langsam an eine Frau `rangräbt und gräbt. Ich glaube, dass das nicht so gut ist. Es muss diese Epiphanie am Anfang sein. Aber wer weiß, vielleicht gibt es auch glückliche Beziehungen, in denen ein Partner lange um die Liebe gekämpft hat.

Juliane H.:      Vielen Dank , dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben.                               

Uwe Timm:     Sehr gern!

Mittwoch, 25. September 2013

Einmal und nie wieder...

Wir haben uns getraut! Die Motivation hielt sich in Grenzen, jedoch muss man wohl als Wahl-Braunschweiger es mindestens einmal wagen. Es handelt sich nicht um ein Eintrachtspiel oder den Verkaufsoffenen Sonntag. Nein. Wir waren auf dem Magnifest!

Mit „Wir“ meine ich meinen Freund Mayk und mich. Alleine würde ich dort wahrscheinlich untergehen. Oh, ich korrigiere mich – selbstverständlich wäre ich dort untergegangen.
Aber fangen wir von vorne an.

19.00 Uhr: Wir begeben uns auf den Weg zur Straßenbahnhaltestelle und warten. Nichts aufregendes also. Nur die erheblich größeren Berge von Zigarettenresten lassen darauf schließen, dass die Stadt heute etwas zu bieten hat.

19.15 Uhr: Ankunft nach einem zehnminütigem Spaziergang von der Haltestelle zum Magniviertel. Dieses Wetter mussten wir einfach zum Spazierengehen ausnutzen.
Ich ahnte schon, dass es gut sein könnte, vorher genug Sauerstoff einzuatmen. Die lauten Geräusche aus den Gassen hatten nicht den Anschein, als würde es sich um eine kleine Straßenparty handeln. An der ersten Bühne dröhnte uns etwas entgegen, das anscheinend von vielen jubelnden Menschen (meistens mittleren Alters und nicht mehr ganz bei 0 Promille) als tolle Musik zu verstehen gewesen wäre. Uns fehlte da wohl noch die nötige Menge an Alkohol.
Dort erwies es sich schon für schwierig, von einem Stand zum nächsten zu gelangen. Doch die abschreckenden, lauten, Musik ähnlichen Klänge hielten uns nicht dort. Also gingen wir. Circa zwei Minuten. Dann wurde aus „gehen“ nur noch „geschoben werden“. Ich spürte die Handtaschen und Arme anderer Menschen vor, neben und hinter mir. Es erinnerte mich an Weihnachtsmärkte. Ich bin echt nicht Menschenscheu, aber genau dieses Weihnachtsmarktflair war auch hier zu finden. Und ich hasse es. Ja, ich weiß. Sie denken jetzt vielleicht: „Warum? Weihnachtsmärkte sind doch schön. Mit Buden und Glühwein und und und...“ NEIN!!! Sie sind nicht schön! (Vielleicht, wenn max. eine Handvoll Menschen da sind, dann sind sie schön.) Da mein Kopf das einzige war, was ich bewegen konnte, schaute ich mir also die Buden aus der Ferne an.
Selbst wenn man dran gekommen wäre, bin ich nicht scharf darauf gleich in ein Verkaufsgespräch verwickelt zu werden. Was war also zu sehen? Bratwurstbuden, Poffertjesbuden, Süßigkeiten (hm, woran erinnert mich das nochmal?) und ein Stand, an dem man sich sein Horoskop anhand seiner Lebenslinie erzählen lassen konnte. Toll. Würde ich eine Interpretation meiner Gliedmaßen haben wollen, ginge ich zum Arzt. Na zum Glück wurden wir ja eh weiter geschoben. Bis es nicht mehr ging. Und das meine ich so, wie ich es gerade geschrieben habe. Es ging nichts mehr! Wir standen. Und standen. Und standen. Als ich mir gerade diverse Möglichkeiten der Selbsttherapie zum Überleben der Weihnachtsmarktzeit überlegte, beobachtete ich die Menschenmasse um mich herum – was anderes sah ich ja eh nicht. Wie wohl der schrankgroße Typ schräg vor uns reagiere, wenn hinter uns eine „Schubswelle“ los ginge und dir Frau hinter ihm ihr zehn mal zehn Zentimeter großes Stück Pizza auf seinem Rücken ablegen würde? Wie hoch wäre jetzt die Wahrscheinlichkeit, dass es passierte? Hm, Herr Westphal wüsste das bestimmt auf Anhieb. Und mit einem Ruck der Bewegung ging es nach gefühlten zehn Minuten endlich im Schneckentempo weiter. Immerhin. Jetzt waren wir wenigstens am anderen Ende des Festes angekommen. Zurück wollten wir auf diesem Weg zumindest nicht mehr. Da Mayk die Ruhe in Person ist (im Gegensatz zu mir), ließ er geduldig alles über sich ergehen. Manchmal beneide ich ihn darum.
Wir suchten uns also einen ruhigen Platz an einem der Getränkepavillons und hörten der angenehmeren Musik zu.

21.30 Uhr: Ab nach Hause. Uns genügten die aufgenommenen Impressionen für diesen Abend. Abseits der Menge richteten wir unseren Weg also ´gen Heimat. Das Gute daran war, Mayks Arm war der Einzige, den ich an meiner Seite spürte. Das Schlechte, scheinbar minderjährige Jugendliche ließen den Auswirkungen ihres hoffentlich „nur“ Alkoholrausches freien Lauf. Grölend und kreischend kamen sie aus sämtlichen Seitenstraßen. Innerlich hoffte ich, dass mein eigener Spross einen besseren Weg einkehren wird.
Wir erreichten die erste Haltestelle und blickten auf die Anzeigetafel. Noch 20 Minuten bis unsere Bahn fährt. Im Augenwinkel entdeckten wir eine Gruppe Jugendlicher von denen Einer (Astrid – so schrie jedenfalls sein Gefährte ihn an)  auf der Bank sich krümmte und motiviert wurde weiter zu gehen. Zitat: „ Ey Astrid, Alter, kannste noch? Kannste noch, Alter? Kannst noch, ne? Mach keinen Scheiß, Mann. Musst ehrlich sein ne? Kannst doch noch, oder? Jaaaaaa Mann, du kannst noch...“.
Mayk und ich blickten uns an und waren uns ohne viel zu sagen einig. Wir laufen bis zur nächsten Haltestelle! Wir kamen bis zum Europaplatz und stiegen dort ein. Und sie werden nicht erraten, wer drin saß. ASTRID!!! Inklusive seiner stark alkoholisierten Clique.
Toll dachte ich, aber gut. Es sind ja nur noch 4 Haltestellen oder so, das schaffst du. Nun, ich habe es geschafft. Mayk auch. Aber Astrid nicht. Nach zwei Haltestellen ließ er sich alles nochmal durch den Kopf gehen. Und das unmittelbar neben uns. In solchen Augenblicken wünscht man sich wohl den Verlust des Geruchssinns.

Circa 22.10 Uhr: Wir sind zu Hause! Endlich! Ab auf die Couch und die Ruhe genießen. Ohne Menschenmassen, ohne alkoholisierten Jugendlichen und vor allem ohne ASTRID!!!


Text by Ellen Bergfeld

Dienstag, 24. September 2013

Herzlich willkommen!


Dies ist der erste Artikel im neuen Blog des Braunschweig Kollegs. Weitere werden folgen.